Dichtkunst in der WfbM
Herr Janz, als langjähriger Mitarbeiter unserer Montageabteilung, erfreut uns täglich mit seinen Gedichten. Bleistift und Papier liegen immer griffbereit am Arbeitsplatz und so kann er seine momentanen Eindrücke in Versform notieren.
Kaum betritt der Werkstattleiter die Gruppe, werden die aktuellen Verse vorgetragen. Gerne greifen wir auf seine literarischen Vorträge anlässlich unserer jährlichen Feiern zurück.
Wir wünschen Herrn Janz weiterhin ein kreatives Schaffen.
Er ging den Weg durch ein Gewächs
dahinter war ein See, der klar
vom Blau gespiegelt wie verhext
in der Natur, die wie verwandelt war.
Das Blau, das spiegelte den Grund
auf den man in den Abgrund sah.
Dieser See war wohl ein Sund
in dem Verdammnis tiefer war.
Er trat hinein, und ein Gesicht
das lange schon versunken war
stieg an des Spiegels blaues Licht
mit Augen, die selbst wasserklar.
Daraus ein Blick, Erinnerung
und ein Dämmern fiel auf ihn
und ein harter, klirrer Sprung
zersprengte seine Seele ihm.
Niemand weiß, was er gesehen
und warum das Wasser sung
nur die Wellen, die vergehen
nahmen die Erinnerung.
Alle deine Memoiren
treiben nun auf hoher See
es grüßt nur noch ein Albatros
den letzten Stern von Mykonos –
dann steigen Geier auf in Scharen.
Seemann du an Luv und Lee
bist die Pole abgefahren
hast die Wüste auch erfahren
Staub zu Staub und Schnee zu Schnee.
Dann in den Nordlichtnächten
und aus jenen schwarzen Schächten
die auch steigen aus der See
stiegen die Erinnerungen
an Kap Horn und Landseezungen
doch du warfst sie in die See
wohl zurück, woher sie kamen
und als grüne Flaschenpost
treiben nun die Memoiren
nach dem Dunste von Fernost.
Steht am Rand vom Dorf ein Haus
sieht sonst ganz normale aus –
es ist jedoch darinnen
der Hausherr stets von Sinnen.
Es weht wohl ein grauer Dunst drumrum
wie um Dämonen-Eigentum
und ein Flüstern im Gemäures
raunt und wispert Ungeheures.
Seit hundert Jahren steht es schon da
doch keiner kennt das Richtfest-Jahr
die Bauleut sind verreckt
auch starb der Architekt.
Grundbuch und Katasteramt
Haben dieses Haus verdammt
Und es steht in nem Geheimpapier
das Haus sei gar nicht von jetzt und hier
vielmehr das Heim von Luzifer.
Es sei sein Landhaus und Exil
im Sommer kalt und winters schwül. –
Drin will er hausen und verbleiben
Und auf seine alten Tage
und ohne jede Gottesfrage
seine Memoiren schreiben.
Da war das Trübe, das Schwere
zu einem langen Winter geronnen
im Eise lagen die Meere
und die Wasser waren verschwommen
darüber fauchten die Heere
unter zwei winterkalten Sonnen
und alles hatte im Herbst schon begonnen
und stammte aus blaugrauer Sphäre.
Wenn gen Mitternacht die Donner dröhnen
die Blitze schlagen um das E-Werk ein
dann graust um jeden Stern ein Stöhnen
und um den Nordstern hört man’s polar schrein.
Wer bis dato nicht im Bett tut liegen
Wen Bettgeruch nicht warm umfängt
den wird dafür das Grausen wiegen
in jener Nacht er Gott bekennt.
Die Familie liegt in letzten Zügen
die dort wohnt im E-Werk-Hain
die Tochter wird den Satan kriegen
zum Kinde, ja als Babylein.
Die Mütter, die in Wehen liegen
zwischen abends spät und morgens acht
werden um der Leibfrucht lügen
in einer jeden solchen Nacht.
Denn sie wollen nicht verwechselt werden
mit der Hure dort im E-Werk-Hain
und auch die Väter hier auf Erden
wollen nicht die Zeuger Kaines sein.
Manche Bücher liest man nicht ganz
aus manchen Büchern pickt man nur Stellen
die aber um vieles mehr erhellen
als der ganze Firlefanz
kitschiger Schmöker, dicker Bände
von Liebeskummer und dessen Wende
die, und damit sind sie geehrt
den Dummen nur noch was Dümmres gelehrt.
Doch manche Texte, es sind meist Gedichte
Geblättert aus einer Anthologie
die haben aus solchem Karat eine Dichte –
zehn Worte nur, doch die vergesse ich nie.
Aber jene schwarzen Monolithe der Mietskasernen
die erbaut an grauen Nachmittagen
sind bei alledem, was tot von morschen Baugerüsten fällt
nur in eiskalter Nacht zu beklagen.
Von den höchsten Stockwerken Traumtänzer springen
und in den Kellern ächzen die Strickmaschinen
dort strickt man Pullover zu der Regierung Gefallen –
man will ja voll Inbrunst und Sorgfalt ihr dienen.
Denn es notieren auf den Speichern die geheimen Agenten
An ihren gläsernen Schreibmaschinen
Wer ausziehen muss und wer bleiben darf
und wer die Sünden der Baukunst muss sühnen.